Philosophie
„Es gibt im Grunde genommen,
auf keiner Stufe eine andere Erziehung
als Selbsterziehung.
Jede Erziehung ist Selbsterziehung
und wir sind eigentlich
als Lehrer und Erzieher nur die Umgebung
des sich selbst erziehenden Kindes.
Wir müssen die günstige Umgebung abgeben,
damit an uns das Kind sich so erzieht,
wie es sich durch sein inneres Schicksal
erziehen muss.“
Rudolf Steiner 20.4.23
Mit dieser Aussage Rudolf Steiners sind wir eng verbunden und er bietet uns eine Grundlage für unsere Arbeit und das Zusammenleben mit den Kindern. Wie muss denn eine Umgebung beschaffen sein, damit das Kind sich gesund und seinem Schicksal gemäß entfalten und entwickeln kann?
Da wären zwei Ebenen zu nennen:
- Eine innere Ebene, also die innere Haltung des Erwachsenen dem
Kind gegenüber und - eine äußere Umgebung, die Gestaltung der zeitlichen Rhythmen
und der physischen Umgebung.
Auf der Ebene der inneren Haltung findet sich unsere Überzeugung wieder, dass es uns eine Selbstverständlichkeit ist, die Individualität des Kindes, sein Vertrauen in die Welt, seine Hingabefähigkeit, seinen freien Willen, die Welt ergreifen und begreifen zu wollen, seinen unschätzbaren Wert als einzigartiges Wesen, anzuerkennen.
Achtung und Wertschätzung in der Begegnung mit dem Kind sind daher eine der Grundlagen, die für das Kind eine Umgebung schaffen, in der er sich angenommen fühlt, damit es sich vertrauensvoll in ein Spiel begeben kann.
Die äußere Umgebung hilft uns dabei, den Tagesablauf rhythmisch so zu gestalten, dass Bewegung und Ruhephasen sich in einer angemessenen Zeitspanne abwechseln, was dem Kind hilft, Sicherheit und Verlässlichkeit zu erfahren. Der Rhythmus des Tages- und Jahreslaufes wirken sich besonders wohltuend und heilsam auf die Gesundheit des Kindes aus und geben ihm die Sicherheit, sich in Stärke und Verbundenheit mit sich und der Welt erleben zu dürfen.
Ebenso wichtig ist uns die kindgerechte und ansprechende sinnliche Gestaltung der Umgebung. Das Kind ist offen und ganz hingegeben an seine Umwelt. Mit allen Sinnen nimmt es seine Umgebung wahr. Daher umgeben wir das Kind mit wahrhaftigen Materialien wie Holz, Stein, Tücher aus Baumwolle, Seide und Schafwolle… Sie bieten dem Tastsinn, dem Gleichgewichtssinn u.a. Erfahrungen, die wahr sind, damit die Sinne keinen Täuschungen unterliegen. Die Kinder erleben sich selbst und erfahren etwas über die Welt, wenn sie z.B. ein Holzbrett auf einen Ständer heben, oder wenn sie die dicken Samttücher, oder die feinen Seidentücher zum Spielen verwenden… Mit unseren Materialien machen unsere Kinder die vielfältigsten Erfahrungen, die wichtig für eine gesunde Entwicklung sind. Dass das Kind mit seinen Phantasiekräften ganz ins Spiel eintauchen kann, ist uns ein besonderes Anliegen.
„…der Mensch spielt nur,
wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist,
und er ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Friedrich Schiller
Dieses Zitat von Friedrich Schiller sagt aus, wie existentiell wichtig die Lebensphase des Kindes ist, in der es den Raum hat, ungestört einem freien Spiel, dass seiner Seele entspringt, nachgehen kann. Es zeigt im Spiel sein Ureigenes Wesen und es bildet so ein stabiles Fundament für sein Leben.
Auch dem natürlichen Bewegungsbedürfnis des Kindes bieten wir Raum zu einer gesunden Entwicklung.
Unsere Spielmaterialien bieten ein großes Angebot zum klettern, springen, balancieren, schaukeln, laufen… So macht das Kind seine leiblichen Erfahrungen, nimmt die Welt wahr und erlebt sich in ihr im bewegten Spiel mit den anderen Kindern.
Das Kind im ersten Jahrsiebt lernt ausschließlich durch Nachahmung.
Dieses nehmen wir uns sehr zu Herzen, indem wir die Kinder nicht auffordern einer bestimmten Handlung nachzugehen, sondern, indem wir unser Handeln so gestalten, dass es zum Mittun anregt und somit eine Umgebung geschaffen wird, in der das Kind aus freiem Willensentschluss in eine Tätigkeit einsteigt und darin Freude und tiefe Befriedigung erlebt.
All´ diese Primärerfahrungen, die dem Kind vermitteln, dass die Welt durchschaubar und verstehbar ist, und durch vorgelebte Handlungen, die es nachvollziehen und mittun kann erlangt das Kind ein Kohärenzgefühl d.h. sich mit einer inneren Sicherheit mit der Welt verbunden fühlen, welches ihm ein Lebensgefühl vermittelt, sich in Freiheit auf das Leben einlassen zu können.
Wir wollen den Kindern helfen, stark zu werden für das Leben, dass sie in der Lage sind, mit Widerständen umgehen zu können, Lösungen für Probleme zu finden und mit Selbstbewußtsein und Freude ihren Lebensweg beschreiten können.